Offenes Singen in der St. Marien Kirche
Zu besinnlichen Momenten lädt dieses Jahr wieder die St.-Marien-Kirche zu "Kleinen Konzerten mit Offenem Singen" ein. Vom 1. Advent an (28.11.) finden an jedem Tag von 17:15 Uhr bis 17:45 Uhr in der St.-Marien-Kirche Uelzen kleine Konzerte statt, bei denen die Besucher auch einige bekannte Advents- und Weihnachtslieder mitsingen können. Es präsentieren sich Chöre und Instrumentalgruppen aus der Region. Der Eintritt ist frei.
So, 27.11.2022 | Beginn 17 Uhr! Chorkonzert mit dem Hugo-Distler-Ensemble zum Advent (Eintritt) |
Mo, 28.11.2022 | Advents- und Weihnachtsliedersingen für Jung und Alt |
Di, 29.11.2022 | Advents- und Weihnachtsliedersingen für Jung und Alt |
Mi, 30.11.2022 | Flöten- und Gitarrenkreis Rosche |
Do, 01.12.2022 | Shantychor Helgoländer Jungs |
Fr, 02.12.2022 | Sing- und Posaunenchor der Christusgemeinde Nettelkamp |
Sa, 03.12.2022 | Kirchenchor / Singkreis Suhlendorf |
So, 04.12.2022 | Kirchenchor St.-Petri Uelzen |
Mo, 05.12.2022 | Singschule an St. Marien, Uelzen |
Di, 06.12.2022 | Rainbow Singers Wriedel |
Mi, 07.12.2022 | Chor "ZwischenTöne" |
Do, 08.12.2022 | Liedertafel Germania von 1864 e.V., Bad Bevensen |
Fr, 09.12.2022 | Chor to GO Wrestedt |
Sa, 10.12.2022 | Beginn 20 Uhr! "Englische Weihnacht" Chorsinfonisches Konzert (Eintritt 15 - 28 EUR) |
So, 11.12.2022 | Beginn 20 Uhr! "Englische Weihnacht" Chorsinfonisches Konzert (Eintritt 15 - 28 EUR) |
Mo, 12.12.2022 | SG MGV Wrestedt/ MGV Rosche |
Di, 13.12.2022 | Singgemeinschaft gemischter Chor Wieren und Kirchenchor Holdenstedt |
Mi, 14.12.2022 | Jugendkammerchor St.-Marien Uelzen |
Do, 15.12.2022 | Uelzener Flötenensemble |
Fr, 16.12.2022 | Flötenkreis amica musica, Wieren |
Sa, 17.12.2022 | MGV Schatensen und MGV Hermannsburg |
So, 18.12.2022 | Cantar Römstedt |
Mo, 19.12.2022 | Chorgemeinschaft Frohsinn Hösseringen/Heiderose Stadensen, Chorleitung |
Di, 20.12.2022 | Kirchenchor Nettelkamp |
Mi, 21.12.2022 | St.-Marien-Kantorei Uelzen |
Do, 22.12.2022 | Kammerchor Uelzen |
Fr, 23.12.2022 | Weihnachtsliedersingen und Orgelmusik |
Ralph Vaughan Williams wuchs als Sohn eines Geistlichen in einer wohlhabenden Familie auf, in der klare moralische Wertvorstellungen wie auch fortschrittliche soziale Ansichten das Zusammenleben prägten. Im September 1890 schrieb er sich als Student am Royal College of Music (RCM) in London ein, wo er besonders seinen Kompositionslehrer Parry verehrte. Von diesem bekam er, wie er es später in seiner „Musical Autobiography“ (1950) formulierte, den -hier frei übersetzten- Rat: „Schreib Chormusik, wie es für einen Engländer und Demokraten passend ist.“ Den Familienerwartungen entsprechend, unterbrach Ralph 1892 seine Ausbildung am RCM und wurde Student am Trinity-College in Cambridge, wo er Musik und Geschichte studierte und diese Studien 1894 mit dem Bachelor of Music sowie dem Bachelor of Arts 1895 abschloss. Sein Kompositionslehrer wurde Charles Villiers Stanford, dessen musikalischen Leitbildern Brahms und Wagner er zwar nicht folgen mochte, der Vaughan Williams aber in kompositorischen Dingen dennoch ein wichtiger Lehrer wurde. Sein Mitstudent Gustav Holst wurde ihm in jener Zeit zum lebenslangen Freund und einflussreichen Kritiker.
Von 1895 bis 1899, dem Jahr seiner Promotion in Cambridge zum Doktor der Musik, war er für ein bescheidenes Salär als angestellter Organist und Chorleiter in London tätig. 1897 fand die Hochzeit von Adeline Fisher und Ralph Vaughan Williams statt, die Hochzeitsreise des Paares führte nach Berlin, wo Ralph bei Max Bruch studierte. Nach der Rückkehr war Ralph ständig beteiligt an vielerlei Aktivitäten zur Beförderung des öffentlichen Musiklebens, so zum Beispiel als Mitbegründer des Amateur Leith Hill Music Festivals 1905, dessen Dirigent er bis 1953 blieb. Eine umfangreiche editorische Tätigkeit ergänzte diese Aktivitäten. 1903/04 begann er vornehmlich im südenglischen Raum mit dem Sammeln von Liedern. Schon immer, besonders aber durch Parry an diesem ungehobenen Schatz der musikalische Tradition des Volkes interessiert, zog er nun über Land, notiert den Text und übertrug den Gesang der Weisen, die zum traditionellen Liedgut unterschiedlicher Landstriche gehörten, in Notenschrift. Diese Sammlungen wurden publiziert und vieles wurde auf diese Weise bewahrt, was sonst als mündliche Überlieferung dem Vergessen anheim gefallen wäre. Diese Editionstätigkeit in Verbindung mit seiner Neigung für und seinem Wissen über die englische Musik der Renaissance beeinflussten seinen Kompositionsstil erheblich. Vieles davon flocht er in seine eigenen Kompositionen, so zum Beispiel in die heute hier aufgeführte „Fantasia on Christmas Carols“ (1912) .
Dona Nobis Pacem
Ralph Vaughan Williams (1872-1958) komponierte das „Dona Nobis Pacem“ in den Jahren 1936/37, achtzehn Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, mit dem schrankenlose Gewalt in der Mitte der europäischen Gesellschaften Einzug gehalten hatte und nun in Europa ein weiterer großer Krieg zu drohen schien. Williams, der den „Großen Krieg“ als Soldat aus nächster Nähe erlebt hatte, sah wie viele Andere seiner Landsleute mit Unbehagen auf die sich zuspitzende Lage auf dem Kontinent: In Spanien fochten Faschisten und Republikaner einen erbitterten Bürgerkrieg aus, das faschistische Italien war unter Mussolinis Führung in Abessinien einmarschiert, das nationalsozialistische Deutschland rüstete bedrohlich auf und kündigte seine Ansprüche auf territoriale Revision an.
Vaughan Williams’ „Dona nobis Pacem“ (Gib uns Frieden) erhält durch die Verbindung von lateinischem Messtext, Auszügen aus den Prophetenbüchern des Alten Testaments, einer Parlamentsrede John Brights aus den Jahren des Krimkriegs (1853-56) und Gedichten des US-amerikanischen Dichters Walt Whitman (1819-1892), in denen dieser plastisch seine Erfahrung des Amerikanischen Bürgerkriegs verarbeitet hat, eine doppelte Aussagekraft: Sowohl aus christlicher Überzeugung und Überlieferung als auch aus der unmittelbaren Erfahrung des modernen Krieges heraus gilt es, für Frieden einzustehen.
Das „Dona nobis Pacem“ ist in sechs Sätzen komponiert, die ineinander übergehen. Somit bekommt das Werk etwas drängendes und treibt ohne Pause vorwärts.
Der erste Satz beginnt mit dem Text des „Agnus Dei“ der lateinischen Messe, zunächst ruhig und bittend gesungen von der Sopransolistin und den nacheinander einsetzenden Chorstimmen. Mit dem Einsatz des vollem Orchsters ändern sich die Bitten in ein markerschütterndes lautes Flehen, welches sich mit den ruhigen Passagen abwechseln. Nach dem langsamen Verklingen des Chores setzt sich der Dona-Nobis-Pacem-Ruf im Sopransolopart fort.
Noch im Ausklingen des letzten Tones setzt der Paukenschlag des zweiten Satzes ein, einer Vertonung von Whitmans Gedicht „Beat! Beat! Drums!“ Das unaufhaltsame Schlagen der Trommeln und die Bläser-Fanfaren („Blow! Bugels! Blow!“) bei jeder Wiederholung von „Beat! Beat! Drums“ malen ein graphisches Bild der erbarmungslosen Kraft des totalen Krieges, der von jedem Aspekt des täglichen Lebens unerbittlich Besitz ergreift. Text und Musik beschreiben drastisch, wie Menschen aus ihrem normalen Leben Gerissen werden und regelrecht überrollt werden.
In unmittelbarem Kontrast dazu steht der dritte Satz, der mit einer bezaubernden, friedvollen Melodie einsetzt. Basierend auf dem Text von Whitmans Gedicht „Reconciliation“ (Versöhnung) wird vom Baritonsolisten und als Wiederholung vom Chor vorgetragen. Die Überschrift „Versöhnung“ wird hier beschrieben als das Wort, das über allem steht und das stärker ist als das sinnlose Gemetzel des verbrecherischen Krieges. Schließlich erklingt das „Dona Nobis Pacem“ des ersten Satzes durch die Sopransolist und führt in den nächsten Satz.
Für den vierten Satz griff Vaughan Willliams auf eine Vertonung des Whitman- Gedichts „Dirge for Two Veterans“ (Klagelied für zwei Veteranen) zurück, an der er zwischen 1911 und 1914 gearbeitet hatte. Der Satz öffnet mit einem Totenmarsch, wobei das stete Schlagen der Pauken den zweiten Satz zitiert. Die Musik entspricht Whitmans plastischer Bildgebung sowie dessen Sinn für Kontrastierungen. In der Beschreibung des Todes von Vater und Sohn, die in der gleichen Schlacht zur gleichen Zeit sterben, wiederholen die äußeren Stimmen zart die inneren Stimmen, eine Technik, die den Zuhörer kalt schaudern lässt. Die Musik schwillt zu einem heroischen Marsch an, worauf unmittelbar das gespenstische Bild einer trauernden Mutter folgt, der schweigenden Zeugin des Geschehen. Die heroische Musik weicht zarten Klängen (Harfe), das Silbergesicht des großen Mondes umhüllt alles und tröstet. Am Ende dann eine der Kernaussagen des Werkes: Mein Herz gibt Euch Liebe!
Den fünften Satz leitet das Rezitativ des Baritonsolisten mit einem Auszug aus der Rede des Parlamentariers Bright ein, gefolgt von einem weiteren Einschub des Dona Nobis Pacem. Der Chor setzt mit einem Ausschnitt aus dem Buch Jeremiah ein, die Zerstörung Judas durch die Babylonier beschreibend. Der Text ist als Kanon gesetzt – der Zuhörer hört von beiden in die Auseinandersetzung involvierten Seiten exakt die gleichen Worte: „We looked for peace, but no good came“ (Wir haben nach Frieden Ausschau gehalten, aber es kam nichts Gutes).
Mit einem Baritonsolo beginnt auch der sechste und letzte Satz; dieses Mal zitiert der Solist die tröstenden Worte eines Engels, die dieser an den Propheten Daniel richtet. Mit einem Friedensversprechen setzt der Chor ein. Die Musik schwillt an, hellt auf, um schließlich in einen jubilierenden Lobgesang zu münden. Orchester und Chor werden schwächer, als die Sopransolistin wieder einsetzt, um das Dona Nobis Pacem zu wiederholen, dem der Chor a capella leise zustimmt.
Fantasia on Christmas Carols
Uraufgeführt 1912 in Hereford Cathedral, ist ein Werk in einem Satz. Englische Christmas Carols, in loser Struktur miteinander verknüpft, bilden das Gerüst dieser Fantasie, einer seit der Renaissance bekannten musikalischen Form. In dieser wurde -im Gegensatz zu den strengen Formerwartungen des Ricercares und der daraus hervorgegangenen Fuge- in formaler Ungebundenheit recht frei improvisiert und so der musikalischen Darstellung von Emotionen eine Ausdrucksmöglichkeit gegeben. Rauschende Läufe und gefühlvolle Episoden finden in ihr gleichermaßen einen angemessenen musikalischen Ort. Ralph Vaughan Williams beginnt in seiner Fantasie mit einem ausdrucksstarken Cello-Solo, einige Takte später hebt die Bariton-Stimme in einem ehrwürdigen Predigerton an zum Vortrag des Carols „The Truth sent From Above“. Immer mehr Instrumente setzen ein, zusammen mit dem Chor, und die Musik fließt über in einen weichen, reichen Klang, gewinnt aber rasch an Dynamik, wenn der Chor stürmisch die Geburt Christi mit dem Carol „Come All You Worthy Gentlemen“ verkündet. Das nun in der Musik eingeschlagene freudig erregte Zeitmaß prägt auch den weiteren Verlauf des Werkes,findet seinen fast tänzerischen zentralen Ausdruck im auch „Sussex Carol“ genannten „On Christmas night all Christians sing“, bis der Solist zum „We wish you a happy New Year“ ansetzt und das Stück in einer a-capella vom Chor gesungenen Bekräftigung des Segenswunsches endet.
John Rutter: Magnificat
John Rutter hat lange gezögert, bevor er 1990 das „Magnificat“ komponierte. Er zögerte in Ehrfurcht vor der – so Rutter – „absolut perfekten“ Vertonung des Magnificats durch J.S. Bach. Er habe sich nicht getraut, in dessen Fußstapfen zu treten, aber 270 Jahre später stehe er sicher nicht mehr in Konkurrenz zu ihm. Das Magnificat ist eine der großen Hymnen der Bibel, das Lied der Jungfrau Maria. Sie betet und singt dieses Lied, kurz nach der Verkündigung ihrer Schwangerschaft bei der Begegnung mit ihrer Cousine Elisabeth. Der Text hat John Rutter so bewegt, dass er eine große, zeitgemäße Interpretation der Bibelworte schuf, in der die jubilierende Freude der werdenden Mutter Maria genauso deutlich wird wie ihre Demut gegenüber dem Willen Gottes. Inspiriert haben ihn die großen, fröhlichen Marienfeste, die er in südlichen, sonnenreichen Ländern wie Spanien, Mexiko und Puerto Rico erlebte. So entstand eine außergewöhnliche, eindrucksvolle Komposition für Solosopran, mehrstimmigen Chor und Orchester.
Vollendet wurde die sieben sätzige Komposition im Jahr 1990. Der lateinische Text des Magnificats wird ergänzt durch das alte anglikanische Gedicht „Of a Rose, a lovely Rose“ (Von einer Rose, einer lieblichen Rose). Weitere Sätze beinhalten den Beginn des Sanctus und ein lateinisches an Maria gerichtetes Gebet. Die Musik ist lebensfroh und vital angelegt und enthält Elemente der lateinamerikanischen Musik.